Keramische Rundschau und Kunst-Keramik • Nr. 48, 51-52 (41. Jahrgang) • Fragekasten • Nr. 142 (Seite 644, 689)

30. November 1933, Seite 644.
Frage 142. Fehler bei Unterglasur-Mattblau. Wir erzeugen unser Unterglasur-Mattblau durch zweimaliges Glühen von 92 Al203, 4 ZnO, 4 RKO bei Segerkegel 7. Die Farbe ist an sich schön, neigt aber sehr zum Abblättern unter der Glasur. Ein Zusatz von härteren und weicheren Glasuren verschiedener Zusammensetzung verändert die Farbe unvorteilhaft und bringt sie leicht zum Verlaufen. Wir bitten um Vorschläge, wie der Fehler zu beheben und wie die Farbe erfolgreich einzustellen wäre.

23. Dezember 1933, Seite 689.
Zur Frage 142. Fehler bei Unterglasur-Mattblau.

Erste Antwort. Leider geben Sie nicht an, in welcher Arbeitsweise Sie Ihre Unterglasurdekore aufbringen; bekanntlich gehört zum einwandfreien Gelingen von Kobaltunterglasurdekoren nicht nur die Herstellung bzw. das Vorhandensein eines einwandfreien Farbkörpers, sondern es sind vor allem auch eingehende praktische Kenntnisse notwendig. Unterglasurfarben neigen im allgemeinen um so stärker zum Abblättern, in je dickerer Lage sie aufgebracht sind und je mehr das Kobaltblau durch hohen Tonerdegehalt schwerer schmelzbar gemacht wurde, wenn nicht an sich schon Scherben, Glasur und Farbe nicht zusammenpassen. Dahingehend müßten Sie zunächst einmal Erhebungen anstellen. Der Tonerdegehalt bei Ihrem Mattblau scheint mir z.B. schon zu hoch zu sein. Brechen Sie ihn im Versatz einmal so weit ab, daß noch ein schönes Matt zu erzielen ist. Für Ihre Versuche seien Ihnen nachstehend noch einige erprobte Vorschriften vermittelt; in diesen müßten Sie allerdings aus Gründen der Mattierung den Tonerdegehalt jeweils noch etwas erhöhen:
                      1   2   3   4
Kobalt RKO           20   —   —   —
Zinkoxyd             28  35  36  35
Aluminiumoxydhydrat  52   —   —  57
Tonerde               —  53   —   —
Kobaltphosphat        —  34   —   —
Kobaltkarbonat        —   —  40   —
Feldspat              —   —  24   —
Kobaltchromat         —   —   —   8
Auf sehr gutes Mischen, d. h. nasses Zusammenmahlen auf einer Farbmühle, sehr scharfes Ausglühen, wiederum feinstes Vermahlen und gründliches Auswaschen ist peinlichst zu achten. Empfehlenswert ist es oft, dem Farbkörper außer der Glasur noch eine auszuprobierende Menge Scherbenmehr zuzusetzen, Beim Einbrennen muß von Segerkegel 2-8 dichter Rost gehalten werden, d. h. Abrosten ist in dieser Brennperiode zu vermeiden. Dabei empfiehlt es sich, die Kobaltware in der Mitte des Ofens zu setzen, erfahrungsgemäß etwa vom vierten Kranz ab. Wenn sich die Farbe im Brande hebt, so scheint ihr der innere Zusammenhang zu fehlen; sie ist dann wahrscheinlich zu grob gemahlen, so daß die Saugkraft des Scherbens nicht genügt, um die Farbteilchen festzuhalten. Gegenmittel sind. Feinere Mahlung und Zusatz von Bindemitteln. Als letztere leisten gute Dienste arabischer Gummi, Tragant und Dextrin. Die Menge eines solchen Zusatzes ist aber mit entscheidend für das Verhalten der Unterglasurfarben auf dem Scherben und beim Glasieren; mit zu wenig Zusatz wird der Zweck nicht erreicht, und mit zu viel Zusatz entsteht der Übelstand, daß die Farben keine oder nur eine ungenügende Glasurdecke annehmen, weil die schleimigen Klebestoffe in die Scherbenporen eindringen und dadurch verhindern, daß die Glasur vom Scherben angesaugt wird. Abschließend sei erwähnt, daß in Sonderfällen für das Abblättern der Unterglasurfarbe auch noch verantwortlich zu machen sind: Staubige oder beschmutzte (Fettige) Scherbenoberflächen, Gasentwicklung im Scherben beim Brennen, Vorhandensein von Salzen in den Farben, in den Rohstoffen usw. Wie Sie sehen, gibt es sehr viele Fehlerquellen, und es muß Ihnen überlassen bleiben, die in Ihrem Betrieb zutreffende durch sorgfältige Beobachtungen zu ermitteln.

Zweite Antwort. Der Fehler läßt sich wahrscheinlich sehr einfach beheben, wenn dem Farbkörper vor dem Glühen etwas kohlensaurer Kalk und Magnesia oder noch besser, Dolomit zugesetzt wird. Z. B. würde ich auf 4 Gew.-T. RKO und 4 Gew.-T. ZnO mindestens 20 Gew.-T. Dolomit auf 82 Gew.-T. Tonerde zum Versatz nehmen. Dabei wird sich die Farbwirkung zwischen Kalk und Magnesia des Dolomits ungefähr ausgleichen, der Farbton also keine Änderung erfahren, während das Abblättern vermieden wird.

Obiger Text ist ein Auszug aus dem Keramische Rundschau und Kunst-Keramik • Feinkeramik, Glas, Email • Nr. 48 (41. Jahrgang) und Nr. 51-52 (41. Jahrgang) aus der Rubik Fragekasten auf den Seiten 644 linke Spalte und 689.

© 2009