Sprechsaal • Nr. 46 (58. Jahrgang) • Fragekasten • Nr. 110 (Seite 774-775)

12. November 1925.
110. Wir bemerken in letzter Zeit, dass unsere Porzellangebrauchsgeschirre, welche mit Kobaltunterglasur-Dekorationen versehen sind, gleichviel, ob es sich um gedruckte und gemalte Dekore handelt, im Ofen durchschlagen, d. h. die Kobaltdekoration ist nach dem Glattbrande auch auf der Rückseite der Dekorationsfläche zu sehen, und zwar meistens in Form von kobaltblauen Flecken. Dieses Durchschlagen des Dekors ist bisweilen auch schon bei jenen Waren im verglühten Zustande bemerkbar, bei welchen die Dekoration mittels Stahldrucks angebracht wird und die noch ein zweites Mal verglüht werden müssen. Aber auch jene Artikel, die nach dem zweiten Glühen den Durchschlag noch nicht aufweisen, haben ihn nach dem Glattbrande. Der Fehler tritt nicht allgemein, sondern vereinzelt auf. Welches ist die Ursache dieses Uebelstandes, und wie ist demselben abzuhelfen?
Erste Antwort: Nachdem Sie den Fehler erst in letzter Zeit wahrnehmen, so ist irgend eine Aenderung im Fabrikationsgang vorgenommen worden. Wenn ein Durchschlagen von Unterglasurfarbe auf der Rückseite des Scherbens vorkommt, so ist das Geschirr nicht hoch genug verglüht. Würden nur gemalte Gegenstände die Erscheinung zeigen, so könnte man annehmen, dass zu naß gemalt wird; nachdem aber auch gedruckte Dekore rückwärts sichtbar werden, so trifft diese Annahme nicht zu. Da der Fehler nur vereinzelt auftritt, so müssen Sie zunächst prüfen, ob gerade diese Stücke zu schwach verglüht waren. Fast jeder Ofen hat stellen, die schwächer verglühtes Geschirr ergeben. Wenn Sie nun diese Stücke markieren, so werden Sie sofort herausfinden, dass an diesen der Fehler auftritt. Diese Stücke sind dann nochmals zu verglühen und dürfen beim Einsetzen nicht wieder an die alte Stelle gesetzt werden. Die zu schwach verglühten Stücke werden natürlich von vornherein fehlerhaft, daran ändert auch ein nochmaliges Verglühen nach dem Malen nichts. Wenn Sie den Scherben durchbrechen, so werden Sie feststellen, dass er durch und durch mit Kobaltfarbe durchsetzt ist. Bevor Sie andere Maßnahmen ergreifen, rate ich Ihnen, das Geschirr höher zu verglühen.
Zweite Antwort: Bei Verwendung von Oxyden und Oxydgemischen ist es unmöglich, dass sie durchschlagen. Es ist aber denkbar, dass Ihre Farben freie Kobaltsalze enthalten, die gelöst werden und dann natürlich den Scherben durchdringen. Wollen Sie Ihre Farbe weiter benutzen, so müssen Sie die Rückseite der Geschirre mit folgender Mischung bestreichen:
Bernsteinlack ........ 1000 g
Maschinenöl .......... 2400 "
Leinölfirnis ......... 1000 "
Asphaltlack ..........  500 "
Die Oele dringen ein und verhindern das Durchschlagen der Farbe. Die Stücke müssen natürlich vor dem Glasieren noch einmal ausgeglüht werden. Versuchen Sie einmal eine Farbe anderer Herkunft.
Dritte Antwort: Das Durchschlagen der Kobalt-Unterglasurmalerei bei einzelnen Waren ist nur darauf zurückzuführen, dass die Stücke, bei welchen sich kobaltblaue Flecke auf der Rückseite zeigen, zu schwach verglüht sind. Es ist dies also ein Zeichen, dass Ihre Glühbrände ungleichmäßig ausfallen. Sie können diesen Fehler am leichtesten dadurch beheben, dass Sie Ihre Glühware allgemein etwas höher brennen. Scherben, welche mit Kobaltunterglasur versehen werden sollen, müssen mindestens bei einer Temperatur unterglasur versehen werden sollen, müssen mindestens bei einer Temperatur von 940 ° C (SK 8a) verglüht werden, da sonst die von Ihnen geschilderten Durchschläge leicht vorkommen. Vielleicht können Sie Ihren Glühbrand so einstellen, dass Sie die Temperatur im Glühofen bis etwa 1020 ° (SK 04a) treiben; dadurch würden dann auch die schwachen Stellen im Ofen mindestens die Temperatur von 940 ° C erreichen. Ist dies nicht möglich, so können Sie sich nur dadurch helfen, dass Sie die schwach verglühten Stücke beim Abputzen der Glühware aussortieren und sie dann für andere Dekore verwenden. Fachkundige Arbeiter können schwach verglühte Stücke von härter verglühten Stücken durch Schaben mit einem Messer sofort unterscheiden.
Vierte Antwort: Da der Versatz der Kobaltfarbe nicht angegeben wurde, so können Ihnen hier nur allgemeine Richtlinien angegeben werden, und Sie müssen selbst sehen, auf welchem Wege Sie zum Ziele kommen. Zunächst wäre zu prüfen, ob irgendwelche Aenderungen, z.B. in Bezug der Farbmaterialien oder durch Wechsel mit den Brennstoffen und Brennern, nachweisbar mit dem Auftreten des Fehlers zusammenhängen. Sollten Sie die Farben fertig beziehen, so setzen Sie sich mit Ihrem Lieferanten ins Benehmen. Sie werden aber besser fahren, wenn Sie sich die empfindlichen Kobaltfarben aus reinsten Grundstoffen selbst herstellen. Die Zusammensetzung guter Kobaltfarben bedarf allerdings großer Sorgfalt und Erfahrung, doch nützt auch die beste Farbe nichts, wenn sie beim Brennen nicht richtig behandelt wird. Namentlich beim Vorhandensein von ungebundenem Kobaltoxyduloxyd entsteht das Austreten und Aufkochen der Kobaltfarbe. Man muss daher darauf achten, dass nach dem Fallen des SK1a bis zum Ende des Brandes eine schwach reduzierende Ofenatmosphäre eingehalten wird. Der Kobaltbrenner hält deswegen in dieser Zeit streng auf gut bedeckten Rost.
Fünfte Antwort: Das Durchschlagen Ihrer Kobaltdekore dürfte auf zu schwaches Verglühen zurückzuführen sein und wäre dann nur durch Isolieren mit Schellack oder (weniger gut) auch Schmierseifenwasser zu verhindern. Das Auftreten der Flecke bei Waren im verglühten Zustand kann vorkommen durch die Ausdunstung des Firnisses, mit welchem ihre Stahlkobaltdrucke aufgetragen sind, denn beim Verglühen setzen Sie doch die Teller ineinander, so dass mehrere Stücke in eine Kapsel kommen. Versuchen Sie, an den Kapseln Dunstlöcher anzubringen, damit sich die Ausdünstungen der Farben und Oele nicht auf den Gegenständen niederschlagen können. Bei den Gegenständen, die nach dem zweiten Verglühen die Flecke nicht aufweisen, wurden die feinsten Farbteilchen mit der Ausdünstung der Drucköle eingesaugt, so dass man sie oft nicht sieht. Der Versatz des Kobalts, der nicht angegeben ist, dürfte kaum die Ursache des Fehlers sein, da es sich doch nur um einen festen Farbkörper handelt. Daher läßt sich die Erscheinung nur auf schwaches Verglühen und auf Ausdünstung zurückführen.
Sechste Antwort: Bei Kobaltunterglasurfarben macht man häufig die Beobachtung, dass die Farben durschlagen und auf der Rückseite der bemalten Ware die von Ihnen beschriebenen Flecke zeigen. Das liegt gewöhnlich daran, dass das färbende Kobaltoxydul nicht genügend gebunden ist. Sie dürfen das käufliche Kobaltoxyd, meistens RKO oder FRO, niemals in freiem Zustand verwenden, sondern müssen es vor seiner Benutzung mit einer entsprechenden Menge Feldspat oder auch Kaolin feinmahlen und die trockene Mischung leicht verglühen, etwa bei SK 05a, und zur Abtönung gegebenenfalls auch etwas Zinkoxyd in die Farbe hineinbringen. Da der Fehler bei Ihnen nicht allgemein, sondern nur vereinzelt auftritt, so sind die fehlerhaften Gegenstände möglicherweise auch zu stark glasiert oder in nicht fehlerhaften Gegenstände möglicherweise auch zu stark glasiert oder in nicht hinreichend reduzierendem Feuer gebrannt; in letzterem Falle verflüchtigt sich das färbende CoO besonders leicht; begünstigt wird diese Verflüchtigung durch Salzdämpfe aus Chlor- oder Schwefelverbindungen.

Obiger Text ist ein Auszug aus dem Sprechsaal • Zeitschrift für die Keramischen, Glas und verwandten Industrien • Nr. Nr. 46 (58. Jahrgang) vom 12. November 1925 aus der Rubik Fragekasten auf der Seite 774 unten und Seite 775, linke Spalte.

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