Pfeffer-, Salz- Mostmanagerie mit Unterglasurblaudekor
Mit dem Umzug von
Kalk (bei Köln) nach
Eisenberg (Sachsen-Altenburg, heute Thüringen) im Jahre 1900 wurden die meisten Formen und Dekormethoden wie beispielsweise der Indischblau-Dekor zum Startkapital für die 72 Jahre lange Erfolgsgeschichte im thüringenschen
Eisenberg. Die Geschirrform »Feston« war neben der Form »konisch« die erfolgreichste Produktlinie, wenn auch die einzelnen Formen in Details aus Rationalisierungsgründen und Anpassungen des Kundengeschmackes immer wieder verändert werden mussten.
Die Einführung der Indischblau-Dekoration geschah nach der Übernahme der Steingut-/Porzellanfabrik Geyer & Koerbitz durch die Porzellanfabrik
Kalk aus
Kalk bei Köln, wo seit ca. 1867, wenn auch mit einigen mehrjährigen Unterbrechungen und Fabrikinhaberwechsel, Geschirr für den deutschsprachigen Raum sowie den skandinavischen und niederländischen Markt hergestellt wurde. Da auch die Porzellanmarke per Handmalerei aufgebracht wurde und mit dem Umzug von Köln nach
Eisenberg mehrere der Blaumaler(innen) zu Bürger(innen) von
Eisenberg wurden, ist eine Zuordnung zu Köln oder
Eisenberg, aber auch anderen Porzellanmanufakturen mit zeitweiliger Pfeilmarke, nicht sicher möglich.
Die Porzellanfabik
Kalk erzeugt neben Geschirrformen aus Eigenentwicklung auch eine Vielzahl von Geschirrformen, welche als Nachahmung zu bezeichnen sind, entstanden in schutzrechtefreier Zeit, dafür aber mit massiven Auswirkungen auf die Gesetzgebung - insbesondere im Jahr 1907.
Während der Indischblau-Dekor über alle Jahre hinweg produziert wurde, wechselten andere Dekormotive deutlich rascher, oft noch innerhalb einer Kunstepoche. Da über viele Jahre wiederkehrend Rohstoffmangel und Arbeitskräftemangel die Produktion beeinflussten, wurden gefertigte Porzellanscherben zur Kundenwunschbefriedigung auch mit weniger passenden bzw. auf einander abgestimmten Dekor verziert; hierdurch entstand ein weniger einheitliches Erscheinungsbild der Fertigerzeugnisse. Hinzu kam schließlich noch die Stilllegung der Rauensteinschen Porzellanfabrik durch Kahla zum Ende der 1920er Jahre, welche berühmt war für ihre unterglasurblau dekorierten Porzellane, wodurch beispielsweise die Zugangswege zum niederländischen Markt für Produktion und Absatz von Geschirr mit Delfter Dekor (Form 138) frei wurden.
Durch die Machtübernahme der NSDAP unter der Führung von Adolf Hitler im Jahr 1933 und dem Beginn massiver Aufrüstung zum Fortsetzungskrieg sahen sich die Geschäftsführer der Porzellanfabrik
Kalk weniger als Erfüllungsgehilfen des Staates denn als Bedarfsdecker am Konsummarkt. Diese strategische Entscheidung führte zur Einbuße von Arbeitskräften, aber auch Rohstoffen, so dass die seit 1900 gewonnenen Fertigkeiten, feinstes Porzellan zu erzeugen, mit Kriegsbeginn weitgehend aufgegeben werden mussten, um mit einfachen Gebrauchsgeschirren am Markt bestehen und die Nachfrage decken zu können.