Porzellanfabrik Reinecke in Eisenberg/Thüringen • Firmengeschichte • Nachrichten • 1946.06.26: Das Volk: Lob der Arbeit

26. Juni 1946.

Lob der Arbeit

Industrie- und Handelskammer ehrt Arbeiter und Firma F. A. Reinecke

Die Industrie- und Handelskammer nahm vor einigen Tagen im Schloßsaal Gelegenheit, den 150. Geburtstag der Porzellanfabrik F. A. Reinecke in schlichter, aber feierlicher Form zu würdigen. Im Beisein der gesamten Belegschaft, des Herrn Bürgermeisters Eberhardt, des stellvertretenden Landrats, Gen. Singer, und geladener Gäste aus FDGB. und Vertretern der Wirtschaft wurde noch einmal die Entwicklung des Werkes aufgezeigt.
In warmherzigen Worten sprach Bürgermeister Eberhardt zu der kleinen Feiergemeinde und wies auf die Bedeutung der Porzel­lanfabrik Reinecke für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt hin. Die Firma hat im Verein mit einer gutgeschul­ten Facharbeiterschaft viel Gutes für Eisenberg getan und darüber hinaus ihren guten Ruf als Stätte bester Qualitätsarbeit gesichert. Der Unternehmer hat mir seiner treuen Arbeiterschaft sein Erbe gut verwaltet und auch heut wird trotz aller Schwierigkeiten mit aller Kraft am Wiederaufbau gearbeitet. Dem Werk und all seinen Trägern galten seine besten Wünsche.
In rückschauenden Worten würdigte dann der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Jena den Geburtstag der Firma. Die damalige Gründung der Fabrik war das Fundament der heimischen Wirtschaftsentwicklung. Das Schaffen der Porzellan­industrie bezeichnete er in sinniger Weise als ein Werk des Friedens und der kulturellen Entwicklung. Nicht Vernichtungsmaterial wird hier produziert, sondern Werte des täglichen Lebens, der Kunst und Schönheit. Die guten und gesunden Kräfte dafür eingesetzt und damit die Garantien für die bisherige Entwicklung geschaffen. Der Arbeiterschaft und dem Unternehmer, dem er eine baldige Genesung wünschte, galten auch die besten Wünsche für die Zukunft.
Und dann nahm Gen. Singer als stellvertretender Landrat das Wort, um die Wünsche und Grüße des Landrates zu überbringen. In markanter Weise sprach er — selbst ein alter Porzelliner — von den Schönheitswerten, die zu allen Zeiten der Porzellanarbeiter geschaffen hat. Mit feinsinnigem Humor behandelte er die Psyche der Porzellanmaler und -dreher, die wirklich ein besonderes Völkchen waren. Mit frohem Schmunzeln vernahmen die Anwesenden die alte Tradition des sogenannten „blauen Montags“, der keinesfalls ein Zeichen der Faulheit war, denn nur die besten Porzelliner hatten sich diesen „ihren Tag“ geschaffen. Wo Menschen die Freude leben, da fehlt nicht das Porzellan. Porzellan ist Ausdruck des Schönen und der Festlichkeit. Seine Freude und Wün­sche klangen ebenfalls dahin aus, daß der gute Ruf der Arbeiter und des Unternehmens auch in Zukunft sich festigen möge. Was der Kopf ersann, wird von tüchtigen Arbeitsmännern geformt und hinausgetragen als Boten des Friedens und bester Wertarbeit.
Herr Zeiske machte sich zum Sprecher der Eisenberger Industrie und wünschte dem Betrieb ein jederzeit harmonisches Schaffen, das geeignet ist, Eisenberger Erzeugnisse auch weiterhin über die Heimat hinaus zum Wertmesser unserer fleißigen Stadt zu gestalten. Mit der Überreichung des prachtvollen Blumenschmucks verband auch er seine besten Grüße für Arbeiter und Unter­nehmer, dem er eine baldige Gesundung wünscht. Mit Worten des Dankes und der Verpflichtung, gerade jetzt mit aller Kraft an der Neuwerdung unseres Vaterlandes mitzuarbeiten, schloß Kollege Hartmann die Feierstunde im Schloßsaal.
Quelle: Privatarchiv von Marcus Behnsen-Herbach, Eisenberg.
 
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