Mai 2024: Schwarz und Weiß
#gesetzteskonform #jubiläum #stadtgeschichte
Trennen von Schuld und Echtzeitverhalten
Rasse ist ein reines Kunstwort für ein fremdenfeindliches Konzept, erfunden zu Abgrenzungszwecken, genau wie Kultur.
Rassismus ist weder schwarz, rot, gelb noch weiß.
Wer arglos ist, erkennt Rassismus oftmals nicht - und wer argvoll ist, bei dem ist die Wahrnehmung mitunter deutlich übersteigert.
Aufklärung ist nicht einfach nur ein Wort, es beinhaltet eine Lebenseinstellung.
Die Gegenwartskultur ist voller Fallstricke und übervoll mit Paradoxien.
Rassismus hält einer wissenschaftlich-sachlichen Betrachtung nicht stand und gilt berechtigt als überholt. Doch arg wird es, wenn Menschen, die in rassistischen Clustern denken und fühlen und das aber nicht (sich selbst eingestehen) wollen, Entscheidungen treffen, die die Allgemeinheit zu tragen hat, anstatt an sich selbst zum Wohle aller arbeiten. Das erinnert mich ein wenig an das Bild: Wenn es allen ein wenig schlechter geht, dann geht es mir, ohne das ich etwas ändern musste, ein wenig besser. Doch ein aus dem Alltag Verbannen funktioniert hier nicht wirklich, da die hierbei induzierte gesellschaftliche Veränderung einem Zwang folgt und Zwang bedeutet und nicht einen gesunden Wandel Dank Einsicht ausdrückt. Die Änderung, die zur Erschaffung einer gedeihlichen Welt förderlich ist, kann nicht in der Welt erzwungen werden, sondern bedingt einen Wandel im eigenen Inneren. Und das ist viel schwieriger.
Der Mohr in der Geschichte und Gegenwart
Ein lange anhaltender und immer wieder wiederholter Irrtum ist zu glauben, dass das mittelalterliche Wort Mohr etwas anderes bedeutet als Maure – es steht damit für die heimischen Völker im Nordwesten des Kontinents Afrika. Die Mohren-Apotheke soll und kann uns daran erinnern, dass wir das Apothekerwesen von den Mauren übernommen haben – und so wird der Begriff zu einer Art Ehrerbietung. Nur wie passt das in den Rassismusverdacht des Mohrenwortes? „Ach, was soll's, dann ist es eben kulturelle Aneignung.“ Nebenbei sei hier erwähnt, dass die Methode des Behauptens immer mehr um sich greift und damit ordentliches Recherchieren und ausgewogenes Formulieren längst abgelöst hat; doch damit zeigt sich für alle, die hinsehen, welcher Geist hier spricht.
Gewaltsame Begegnungen, einerseits im östlichen Mittelmeerraum durch die Kreuzzüge und andererseits im westlichen Mittelmeerraum durch die Eroberungskämpfe von Süden nach Norden auf der Iberischen Halbinsel, brachten Christus-Gläubige und Islam-Gläubige unfriedlich zusammen und hatten Kriegsgefangene zur Folge. Letztere wurden häufig versklavt und verschleppt. Vermeintlich so gelangte auch ein Mohr nach Eisenberg.
Ein dunkles Kapitel Eisenberger Stadtgeschichte gefällig?
Der schwarze Mann ist schuld – ein stereotypes Vorurteil : oder : Durch das Dunkel ins Licht.
Die Ehefrau des Herzogs von Eisenberg vermisste eines Tages ihre wertvolle Halskette. Der vermeintliche Schuldige war schnell ausgemacht: der bislang fleißige und treu ergebene Haussklave, ein Mohr, der in den Tagen eines Kreuzzuges erworben worden war. Gefangen, verhört, gedemütigt und verurteilt stand schon seine Hinrichtung an. Zugegeben hatte er den Diebstahl nicht, das war aber auch nicht nötig. Ein »Halt ein« verhinderte die Hinrichtung in letzter Minute, denn die Gattin des Herzogs hatte ihre Halskette im Gebetbuch wiedergefunden, das sie aufgeschlagen hatte, um in der Stunde der Hinrichtung für den Mohr zu beten. Der Mohr war sehr froh über die Aufklärung seiner Unschuld. Der Herzog sah in der Wiederherstellung der Ehre des Mohren seine Entsklavung. Mehr noch, dieser treue und redliche Mann wurde in das Stadtwappen aufgenommen und ziert es bis heute.
Egal wie oft Mensch eine Geschichte wiederholt, wahr wird sie dadurch noch lange nicht; es schafft nur ein gewisses Vertrautsein des Inhaltes.
Die Geschichtsbetrachtung entromantisiert diese hübsche Mär total. Schließlich wurde der Mohr erst gut 300 Jahre nach der vermeintlichen Begebenheit ins Stadtwappen übernommen. Der Mohrenbrunnen rückseitig des Rathauses gar wurde erst 1758 erschaffen; weder Auftraggeber noch Anlass für den Brunnenbau sind überliefert.
In diesem Zeitversatz liegt das stärkste Indiz, dass hier keine wahre Begebenheit erzählt wird, sondern es sich um eine moralische Sage handelt, die einem Symbol eine Deutung verleiht. Jedoch sicher wissen können wir hier nicht.
Lichtblick in einer schweren Zeit?
Rassismus gegen Menschen ist unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder körperlicher Merkmale immer Rassismus, selbst wenn dieser sich gegen die weiße Rasse richtet. Ein Blick auf die aktuellen Geschehnisse in der Welt zeigt, wie tief der Rassismus in seinen vielfältigen Erscheinungsformen in der Politik ganzer Staaten verwurzelt ist und für welch unglaublich grausame Taten dieser steht. Eine vermeintliche Aufrechnung und Wiederholung von Schuld, vor allem durch vergangene Generationen, ist für den Chor aus Racheschwüren alltäglich und bleibt damit hemmend für eine heilsame Aufarbeitung sowie auch für ein gedeihliches Miteinander in der Zukunft.
So gesehen ist jegliche Gruppenbildung, die eine extremistische Vorlage hat, toxisch. Jeglicher Einer-zur-Erlösung-Aller-Glaube, egal ob in Bezug auf Religion, Abstammung, Ernährungsvorlieben (wie Veganismus) oder Klima, wenn dessen Anhänger Sturm säen, werden sie keinesfalls ein laues Lüftchen ernten. Nur selten findet man mehr Intoleranz als in der Forderung nach Toleranz.
Die hartnäckige Forderung, unsere Sprache um "Verfehlungen" zu bereinigen, heute als political correctness tituliert, und in deren Folge den Eisenberger Mohren aus dem Stadtwappen und den Gedächtnis der Stadtbewohner verschwinden zu lassen, hatten 1937 schon die Nationalsozialisten. Letztere sahen im nichtarischen Mohren ein weglassbares Relikt alter Zeit, und wer sich die alten Unterlagen der Stadt genau ansieht, wird auch feststellen, dass tatsächlich einzelne Firmen dieser Weglassidee gehorsam gefolgt sind.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass das, was wir heute als Verfehlung beurteilen, dem aktuellen Zeitgeist und damit nicht zwingend dem Streben nach Wahrheit und Gedeihlichkeit unterliegt. Der 1949 veröffentlichte Roman „1984“ von Georg Orwell beschreibt düster ein totalitäres System mit Wahrheitsministerium und Sprachumformung und dessen wichtigstes Stilmittel: Dauerndes Wiederholen. Das sich einschleichende Gefühl, dass dort formulierte Grundideen als Blaupause für heutige Aktionisten dienen, ist leider nicht völlig von der Hand zu weisen.
Wie viel Zwanghaftigkeit steckt hinter political correctness?
Das Leben ist bunt. Das wohl sichtbarste Zeichen dieses Bunt ist eine intakte Meinungsvielfalt. Diese Meinungs(äußerungs)vielfalt bedingt zwingend auch der gegenseitigen Toleranz und bringt zugegeben auch Wut und Streit hervor. Dabei darf Meinungsfreiheit nicht mit Macherfreiheit verwechselt werden. Denn das Schaffen von physischen Fakten ist genau das Gegenteil; doch genau das ist derzeit ja Mode um nur an die nicht mehr ganz frische Verdrehung zu erinnern: Krieg ist der neue Frieden. Wenn übernommene Parolen den mühsamen Weg der eigenen Meinungsbildung verhindern, endet nicht nur jenes Bunt, sondern es stellt sich laut die Frage nach der vorhandenen Bildung.
Wer aus der Geschichte lernt, weiß wie wichtig die Geschichte selbst ist; sowohl das Wissen zu den vergangenen Ereignissen und ihren Folgen als auch die möglichst originalgetreue Weitergabe des Wissens. Jeder, der fordert, der Mohr müsse aus dem Sprachgebrauch verschwinden, entehrt nicht nur den Eisenberger Mohren, sondern fördert zugleich das Vergessen und damit die Chance, aus Fehlern zu lernen. Die Eisenberger Geschichte zeigt im Kleinen, wie sehr Vorurteile unsere Urteilsfähigkeit beschränken und unser Verhalten zerstörerisch beeinflussen.
Dystopien sind viel gegenwärtiger als in den vergangenen Zeiten. Wenn uns das Klima nicht auslöscht, dann werden wir uns eben gegenseitig vernichten? Nun das mit dem Klima ist so eine Sache für sich - immerhin leben wir derzeit in einer Eiszeit; Kennzeichen derselben ist die Vereisung der Pole.
Ist es nicht egal aus welchem Grund heraus etwas aus der Geschichte gestrichen werden soll? Das Weglassen des Mohren ist keine große Sache, aber es hinterlässt einen leeren Platz in der Stadtgeschichte, in den Stadtmythen, im Stadtbild und vor allem im Bewusstsein der Bürger. Die Nutzlosigkeit des Weglassunterfangens, egal ob von Nationalsozialisten oder linkswoken Ideologen, ist eine unzumutbare Form von Totalitarismus, welche auf der Ebene der Sprache beginnt, und von der niemand weiß wo sie endet.
Die Stadt Eisenberg lädt ein zur 750-Jahrfeier der Stadtrechteverleihung. Genug Anlass um sich einmal intellektuell und auch vor Ort umzusehen und mitzufeiern?
Der Mohr auf Eisenberger Porzellan
Als Teil des Stadtwappens ist der Mohr auf vielerlei Porzellanen zu sehen. Teller, Tassen, Deckeldosen oder auch Vasen dürften die häufigsten Porzellanscherben sein. Auch dieses Porzellan ist Teil der Sammlung von porzellanfieber.de und das Interesse an weiteren Stücken ist selbstverständlich vorhanden. Angebote werden gerne angenommen, sofern diese eine Lücke schließen, genau wie Sachspenden.
Nebenbei: Porzellan ist nicht zwingend weiß. Es gibt tatsächlich schwarzes Porzellan, aber auch braunes, hellblaues oder rosafarbenes. In Eisenberg wurde allerdings nur weißes und weißliches Porzellan hergestellt und lediglich für das Elfenbeinporzellan wurde eine beige Porzellanglasur verwendet.
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